Meilenstein für Schmuckstück Marstall

Stadt Wächtersbach feiert Richtfest für Sanierung in der Nachbarschaft des Schlosses

Wenn Bürgermeister Andreas Weiher von der Sanierung des Marstalls spricht, ist nicht nur vom Glanz die Rede, den das künftige Schmuckstück nach seiner Fertigstellung im Schlossensemble bilden wird. Nach europaweiter Ausschreibungspflicht war der Magistrat an ein Planungsbüro geraten, welches das Projekt zwei Jahre verzögert hat. Als Zimmermeister Christian Nohel anlässlich seiner Ansprache zum Richtfest nun von den Mühen und Wetterunbilden während der Arbeiten sprach, so geschah das nicht ohne Stolz mit Blick auf das bisher Geschaffene. Von einem meisterlichen Werk sprach auch der Bürgermeister. Im Marstall, der bis Ende 2024 bezugsbereit sein soll, entstehen unter einer neuen Dachkonstruktion Räume für das Brautmodengeschäft, weitere Läden und Büros.

Dem Architekturbüro Pankratz ist es zu verdanken, dass das Richtfest für den Marstall nach der Übernahme der Planungen gefeiert werden konnte. Rathauschef Andreas Weiher bedankte sich bei den anwesenden Architekten Sonja und Dirk Pankratz für die erneute Spitzenleistung – mit großer Überzeugung hinsichtlich Entwurf und Ausführung.

Weiher war außerdem voll des Lobes für das größtenteils aus der Region kommende Handwerk. Nicht zuletzt die Zimmerei Nohel verdiente ein besonderes Lob des Bürgermeisters, sodass Christian Nohel mit Recht den Richtspruch sprach. Der hatte sich zunächst informiert, was es mit einem Marstall auf sich hat. Das 1718 errichtete Bauwerk in unmittelbarer Nähe des Schlosses wurde von den damaligen Eigentümern, der fürstlichen Familie, zur Unterbringung von Pferden und Wagen erbaut und hat dann im Laufe der Jahre eine wechselhafte Geschichte durchlebt.

Von den mit erheblichem Aufwand betriebenen Aufräumungs- und Entkernungsarbeiten des Hauses wusste der Bürgermeister zu berichten. Nicht wie von Nohel vermutet, wurde der Marstall später als Garage von mit vielen Pferdestärken ausgerüsteten Fahrzeugen der Herrschaft genutzt, als Pferde ausgedient hatten.

Von der an den Schlosshof angrenzenden Brauerei wurde der Marstall im Gegenteil als Sudhaus umgebaut und mit 78 großen Gärbottichen bestückt. Etwa 1 Million Liter Bier konnten da heranreifen, was Wächtersbach als Brauereistadt mit leistungsfähiger Braustätte überregional bekannt machte. Bei der Sanierung des Gebäudes war das eher ein riesiges Hindernis, denn die Entfernung der Bottiche war sehr aufwendig und konnte nur mit finanzieller Unterstützung durch EU-Fördergeld in Angriff genommen werden.
In seiner Ansprache ging Christian Nohel nicht nur auf die Freude über die Herausforderung eines großartigen Auftrags und das gute Gelingen des Werkes ein. Er erinnerte vielmehr an die Mühsal der Arbeit bei der Errichtung des neuen Dachstuhls, die diesmal durch die Witterung einer nahezu ununterbrochenen Regenzeit und winterlich nasskaltem Wetter den Zimmerleuten sehr zu schaffen gemacht hat.

Einen speziellen Richtspruch für einen Marstall hatte Nohel nicht gefunden, und so beinhaltete sein Spruch ein Lob auf das gelungene Werk, das ohne Unfälle meisterlich ausgefallen ist. Er wünschte dem Bauwerk mit einer so langen und abwechslungsreichen Geschichte sowie den Eigentümern und Nutzern viel Glück für die Zukunft.

Zur Bekräftigung erhob Nohel das Glas, das er im Anschluss an den Richtspruch am Gebäude zerschellen ließ. Zuvor war der Marstall von den Zimmerleuten zum Zeichen des Richtfestes am Dachfirst mit einem Richtbaum geschmückt worden. Bürgermeister Weiher dankte auch im Namen des Magistrats, der durch Stadtrat Günter Gärtner vertreten war, den hilfreichen Händen vom Handwerk, die zu dem bisherigen Erfolg beigetragen haben, und lud die Gäste zu einem Umtrunk ein.

 Zum Zeichen des Richtfestes für den Marstall am Wächtersbacher Schloss haben die Zimmerleute einen Richtbaum auf dem Dachfirst befestigt. Fotos: Löchl

 Christian Nohel (rechts) spricht den Richtspruch im Beisein von Bürgermeister Andreas Weiher, Stadtrat Günter Gärtner und den Architekten Sonja und Dirk Pankratz sowie weiteren Festgästen.

 Gelnhäuser Neue Zeitung